Um ca. 6:45 beginnt mein erster Ironman mit dem Sprung in die Alster.
Das Schwimmen läuft nicht optimal. Ich habe etwas Probleme mit der Orientierung und schwimme hier und da ein paar extra Meter. Blöd aber nicht wirklich schlimm, da ich mit einer Zeit 1:08 noch unter meinem Ziel von 1:10 bleibe.
Raus aus dem Wasser und ab in die ewig lange Wechselzone. Am Ende der Wechselzone ist die Freude groß, als mir dort meine Familie zujubelt.
So starte ich mit viel Motivation, auf die 180 km lange Radstrecke (2 Runden à 90 km). Mein Ziel ist es 235 Watt zu treten und ca. einen Schnitt von 37km/h zu fahren. Ich komme super ins Rollen und genieße den ersten Teil der Strecke durch die Hamburger Innenstadt. Es ist herrlich mit teilweise über 40km/h über eine abgesperrte 3-spurige Straße zu ballern.
Nach ca. 20 km führt die Strecke aus Hamburg raus und wir fahren auf dem Elbdeich gegen den Wind. Nicht easy und ich werde etwas nervös als mein Schnitt kurz vor dem Wendepunkt der Strecke deutlich unter 37km/h fällt, motiviere mich aber damit, dass wir ja auf einer Wendepunktstrecke sind und ich auf dem Rückweg Rückenwind habe. Und genauso ist es. Das letzte Drittel der ersten Runde läuft super und ich beende mit einem Schnitt von knapp über 37 km/h die erste Runde.
Dankend nehme ich zur Kenntnis, dass ich die 37km/h mit 220 statt 235 Watt gefahren bin, beschließe in der 2. Runde nicht mehr zu drücken und mir die Körner für später zu sparen.
… und ab geht es auf die 2. Rad Runde.
Über die komplette Radstrecke halte ich mich streng an meine Verpflegungsstrategie und nehme alle 20 min einen Schluck aus einer meiner beiden Gelflaschen. Auf den 180 km nehme ich so ungefähr 600g Kohlenhydrate zu mir. Was in etwa 24 Gels entspricht. Nicht lecker, aber ohne geht es einfach nicht.
Ich genieße wieder den Teil durch die Hamburger Innenstadt. Am Anfang der Gegenwindpassage auf dem Deich überholen mich ein Däne und ein Italiener. Ich denke mir, zu dritt gegen den Wind ist besser als allein und hänge mich dran. Natürlich alles mit Einhalten der geforderten 12m Abstand. Ich überhole die Beiden ein paar Mal, um ihnen auch etwas Arbeit abzunehmen, aber irgendwie scheint im speziellen der Däne keinen Sinn darin zu sehen und überholt mich jedes Mal gleich wieder. So geht die Gegenwindpassage schnell rum und ruck zuck sind wir wieder am Wendepunkt.
Jetzt nur noch 30 km zurück in die Stadt und die Radstrecke liegt hinter mir. Jeah!
Nach 180 km und 4:52 Stunden im Sattel bin ich wieder in der Wechselzone. Rad abstellen, Schuhe tauschen, schnell auf die Toilette, meiner Tochter meinen Sohn winken, die den kompletten Ballindamm runter gerannt ist um mich noch zu sehen und ab geht’s auf die Laufstrecke. Die 42 km teilen sich in 4 Runden auf.
Vor weg, beim Laufen lief es nicht nach Plan.
Ich schalte meine Uhr in den Laufmodus und stelle nach ein paar Metern fest, dass die angezeigte Geschwindigkeit überhaupt nicht stimmt. Irgendwas mit den Einstellungen oder GPS passt nicht. Ich drücke ein bisschen darauf rum, schaffe es aber nicht die Einstellungen zu ändern und beschließe nach Gefühl zu laufen.
Ich fühle mich super, gebe gas und sammle einen nach dem anderen ein. Als ich die 4km Markierung nach knapp über 16 min passiere reibe ich mir verwundert die Augen. Niemals wäre ich so schnell gelaufen, wenn meine Uhr die Geschwindigkeit richtig angezeigt hätte
Da ich mich aber super fühle beschließe ich so weiter zu laufen. Die Stimmung an der Strecke ist der Hammer!
… und ich nehme alles mit. Kids abklatschen, die Menge kurz vorm Rathausplatz zur Laola animieren…… Besonders freue ich mich jedes Mal auf die Stellen, an denen meine Familie und Freunde stehen.
Ich fühle mich berauscht und renne und renne und renne….
Jeah, what a great sport it is!
So bringe ich den Halbmarathon in unglaublichen 1:27 Stunden hinter mich.
Immer wieder denke ich daran, wie meine Familie und meine Freunde zu Hause am Tracker mitfiebern und die Daumen drücken, stelle mir vor was in der Community Gruppe der URoPs abgeht und schöpfe draus neue Energie.
So schaffe ich es auch noch die 3. Runde relativ schnell hinter mich zu bringen.
Anfang der 4. Runde beginnt es hart zu werden und ich muss die Geschwindigkeit etwas drosseln. Gleichzeitig fange ich an zu realisieren, was am Ende herauskommen könnte. Nehme mir aber sofort wieder den Druck und sage mir, dass ich ab jetzt gehen könnte und trotzdem noch unter 10 Stunden im Ziel wäre.
Irgendwie geht auch die 4. Runde rum und ich biege auf den Zielkorridor ab.
Ich habe es geschafft und höre den berühmten Satz „You are an Ironman“
Ich bin überglücklich und stolz! Mit 9 Stunden 15 min und 30 Sekunden und als 7. meiner Altersklasse überquere ich die Ziellinie. Nie im Leben hätte ich mit der Zeit gerechnet.
Mit der Medaille um den Hals umarme ich meine Frau, meine Kinder und Freunde.
What a great day!
Ich danke allen die mich auf diesem Weg begleitet, unterstützt und immer wieder motiviert habe. Torsten Karn, Marco Imo, Tobias Rop, um nur einige zu nennen.
Der größte Dank geht an meine Frau Katrin Armbrüster und meine Kinder, die mich immer unterstützt habe und in den letzten Monaten wirklich einiges ertragen mussten ❤️
2 Kommentare
Andreas Roth
17. Juni 2022 um 10:42
Chapeau! Chapeau! Chapeau!
Neuer Runners-Langdistanz-Rekord … Ich glaube, der bleibt für ne ganze Weile bestehen :)
Marco Imo
21. Juni 2022 um 21:40
Das ist ja nicht auszuhalten. 9:15!!! Der Wahnsinn… Jetzt wird es hart das zu knacken oh Gott…. MEIN Glückwunsch Sau Stark