IRONMAN 70.3 Duisburg – aus Elbflorenz wurde Duisburg-Marxloh

4. Dezember 2022von Andreas Roth0

In den Corona-Jahren 2020 und 2021 bestritt ich tatsächlich keinen einzigen Triathlon. Irgendwie lag aufgrund der ungewissen Lage der Fokus auf dem Laufen. Doch 2022 war klar, es sollte wieder für mich einen Swim-Bike-Run geben.

Und auf einmal machte sich da ein Türchen auf: der IRONMAN 70.3 Dresden. Neues Event, geile Stadt, wo ist der Anmeldelink? Schnell war ich angemeldet und die Vorbereitung stand mit meinem Trainer Markus (x-tri-m.de) auch innerhalb von Stunden.

Vorab, die meisten wissen, dass aus Dresden nichts wurde. Im Vorfeld des Rennens gab es maximale Verwirrung: keine Genehmigung für die Radstrecke, dazu gefährliche Passagen, Blaualgen und Ölreste im Elbhafen. Gerüchte über Gerüchte und dazu eine schlechte Öffentlichkeitsarbeit seitens Ironman. Am Ende wurde das Event abgesagt… so wurde aus der Elbflorenz … Duisburg-Marxloh*.

* Danke Dahle für die tolle Idee zum Titel meines Artikels!

Meine direkte Vorbereitung auf den Wettkampf begann am 3. Januar. Um mich selbst zu motivieren brauchte ich wieder ein Werkzeug, dass son bisschen Druck ausübte. Und so fertigte ich für jede Woche des Trainings eine Übersicht und postete diese in meinen WhatsApp-Status. Nur mit ein bisschen Druck entstehen bekanntlich Diamanten. Zumindest bewog mich der Gedanke, zu wenige Lauf- oder Radkilometer am Ende der Woche in der Übersicht stehen zu haben dazu, auch bei null Motivation die Beine in die Hand zu nehmen.

Es wurde keine Galerie ausgewählt oder die Galerie wurde gelöscht.

Und so gingen die Wochen und Monate dahin. Bis in den Sommer hinein lief alles nach Plan und meine Werte verbesserten sich nach und nach. Irgendwie verging die Zeit viel zu schnell: dienstags stand immer der Track-Tuesday auf dem Plan, sprich Intervallläufe mit dem Team von x-tri-m. Teilweise kams mir so vor, als läge zwischen den Belastungen keine 7 Tage, sondern nur eine Nacht.

Unzählige Stunden im Sattel bei Zwift Was haben wir uns den Arsch wund gesessen / Zwift durchgespielt … / Bei Wind und Wetter draußen rennen …

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Die Gerüchte um eine mögliche Absage bzw. die gefährliche Radstrecke des Ironman Dresden führte bei mir rund 3 Wochen vor dem Wettkampf zu einem kleinen Durchhänger. Die Spannung war weg, dazu musste unbedingt zu dieser Zeit der Stress im Büro noch seinen Beitrag dazu leisten. Und so dümpelte ich vor mich hin und konnte mich ab und an aufraffen dann doch etwas zu tun.

Eigenlob stinkt, aber an dieser Stelle bin ich total stolz auf mich selbst, dass ich meinen Arsch hochbekommen habe und die 4 Wochen zwischen Dresden und Duisburg nochmal wahnsinnig gut trainieren konnte. Die Kraft kam zurück, die Einheiten waren von den Wattwerten, Tempo usw. wieder dort wo ich sie haben wollte.

Und auf einmal stand das Wochenende im Pott vor der Tür. Schon freitags machte ich mich auf in den Norden. Duisburg ist tatsächlich so hässlich und abgehängt wie man das vermutet. Eine wirklich strukturschwache Region. Wo bleibt der Soli für den Pott Herr Lindner? Die Sehenswürdigkeiten in Duisburg mit dem Kunstwerk Tiger & Turtle: ein Kunstwerk auf einer Deponie für metallische Abfälle erbaut und der LaPaDu: Landschaftspark Duisburg: Bäume mit ein wenig Industrie-Charm waren schnell abgehakt und ich konnte mich auf alle Prozesse konzentrieren, die nun anstanden.

Startunterlagen abholen, die Wechselbeutel packen, Reifendruck prüfen, Gelflasche füllen, Pre-Race-Run, Messe besuchen, Rad einchecken, obligatorisches Pre-Race-Foto mit meinen Mitstreitern von den Runners vorm Stadion des MSV Duisburg und das gemeinsame Carbo-Loading bei nem gemütlichen Ausklang des samtags im Restaurant Home Duisburg… Es ist für mich immer wieder beeindruckend wie viel Zeit man für die perfekte Vorbereitung braucht und so war der Freitag und Samstag schnell vorbei.

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Race-Day!

5:15 Uhr: Wecker klingelt. Direkt frühstücken. Müsli mit Banane, dazu etwas kurzkettige Scheiße, wie mein alter Kumpel Michael W. sagen würde (Rosinenzopf).

6:00 Uhr: Abfahrt zu Start- und Ziel.

6:15 Uhr: Ankunft, Parkplatz-Situation durch die Lage direkt am Stadion einfach nur tiefenentspannt. Ran ans Bike. Wie stehts um den Reifendruck? Die Tubeless-Reifen halten! Gott sei Dank 🙏

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Exkurs: Genau 1 Woche vor dem Event in Duisburg habe ich eine wirklich verrückte Aktion durchgezogen. Ich bin absoluter Fan der Marke Scott. So kommt bei mir keine andere Marke von Rädern ins Haus. Jetzt wissen die Triathleten unter euch, dass das Triathlon Bike von Scott, das Scott Plasma 6, eines der teuersten Modelle auf dem Markt darstellt. Mit 12.000 € Einstiegspreis einfach teuer, man kann es nicht anders sagen.

Und auf einmal war da ein Angebot im Netz: Scott Plasma 6 Ultimate, gebraucht von einem Ex-Triathlon Profi. Allerdings in Bern in der Schweiz. Der Drang dieses Bike zu besitzen bewog mich dazu, einen Samstag zu nutzen, um nach Bern zu fahren. 6 Uhr los in Kirrweiler, Ankunft rund 3:40h danach in Thun bei Bern. Nach 2 Stunden Small-Talk mit Adrian über seine Profikarriere, seinen weiteren Lebensweg und natürlich über das Bike war ich stolzer Besitzer eines Scott Plasma 6.

Kleine Fun-Fact: Das Bike wurde in der Waffenschmiede von Sebastian Kienle, im Radsport Wagner in Weinheim aufgebaut. Wie sagte Adrian so schön: der Kreis für das Bike schließt sich: in der Region wo es geboren wurde, darf es nun auch Leben bis zum Ende seiner Tage.

Ich hatte genau 1 Woche um mich an das neue Bike zu gewöhnen. Es halbwegs auf meine Sitzposition einzustellen und vor allem mich mit Tubeless-Reifen anzufreunden. Eine echte Diva solche Tubeless-Reifen. Daher ließ ich am Tag vor der Abreise nochmal den Profi drüber gucken und die Reifen bei Radsport Wagner neu aufziehen. Neue Dichtmilch, sollte doch die Luft halten. Danke an Radsport Wagner für die spontane Hilfe!

Welche Schicksale und Katastrophen es geben kann rund um Tubeless wurde mir dann am Morgen des Race-Day mit einer Durchsage des Moderators klar. Bei einem Athlet ist tatsächlich über Nacht der Tubeless-Reifen von der Felge runter. Diesen wieder drauf zu bekommen unter Stress und ohne gescheites Werkzeug: Null-Chance. Daher war an diesem Punkt das Rennen für ihn gelaufen.

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Und dann ging es für mich auch schon in die Startaufstellung. Irgendwie war ich am Morgen total tiefenentspannt, dass ich vor lauter Trödelei mich erst spät in den Neo reingewurstet habe. Jens und Thomas waren zu diesem Zeitpunkt schon an der Regatta-Anlage…

Wir wollten doch eigentlich gemeinsam Schwimmen, wie sollte ich die beiden jemals finden. Und so lief ich vor und zurück durch ein Meer von schwarzen Robben, alle im Neo, die Nadel im Heuhaufen suchen. Nach gefühlt einer Ewigkeit fand ich die beiden und ich kann gar nicht ausdrücken wie glücklich ich war die beiden zu sehen.

Wir reihten uns für eine Schwimmzeit von rund 35 bis 40 Minuten ein und mussten tatsächlich noch 45 Minuten warten bis wir starten konnten. Die Zeit nutzten wir um die Mukke zu feiern und uns nochmal auf nen „Oma-Start“ beim Schwimmen zu einigen. Sprich, wir wollten um ein Verlieren oder Verrutschen der Schwimmbrille zu vermeiden den Kopfsprung meiden und mit den Füßen voraus ins Wasser hüpfen.

Und dann ging es los!

Jens und Thomas ab, 4 Sekunden danach durfte auch ich los. Aus mir unerklärlichen Gründen hielt sich Thomas nicht an unsere Absprache und setzte einen von den Haltungsnoten her sensationellen Kopfsprung um. Wie ich erst nach dem Rennen erfuhr verlor er dadurch seine Brille und konnte sie auch nicht wiederfinden, sodass er die 1,9 km ohne Brille schwamm. Respekt!

Das Schwimmen lief für meine Verhältnisse perfekt. Die Bahnen der Regatta Anlage sind für die Ruderer mit kleinen Bojen und darunterliegenden Seilen markiert. Brigitta, die im Jahr zuvor in Duisburg startete, gab mir den Tipp sich einfach an den unter der Wasserlinie liegenden Seilen zu orientieren. So musste ich kaum den Kopf heben um nach vorne zu gucken, sondern konnte mich voll auf nen kraftvollen Zug und die Atmung konzentrieren. Danke Brigitta für den Tipp!

Und so ging es 900 Meter in die eine Richtung und 1000 Meter wieder zurück. Die Zeit verging wie im Flug. Ein bisschen musste ich dem Verkehr ausweichen und irgendwie überholte ich das erste Mal in meinem Leben beim Schwimmen andere Athleten. Normalerweise ist mir das fremd … Ich bin eigentlich immer der, der überholt wird.

Am Ausstieg in die Wechselzone kurzer Blick auf die Uhr, irgendwas mit 35 Minuten? What the fuck, wie geil ist das denn. „Sauber, Andreas“, sagte ich zu mir. Jetzt rein und baller die 190 Watt für 2:30 Stunden!

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Und das tat ich dann nach einem perfekten Wechsel aufs Rad auch. 190 Watt im Schnitt war mein Ziel und das erreichte ich auch. Man glaubt es kaum, aber die 2 Stunden 30 Minuten vergingen wie im Flug. Ich wollte meinen Verpflegungsplan optimal einhalten und das klappte auch. Was man an dieser Stelle erwähnen muss ist, dass Ironman mittlerweile als Iso-Verpflegung Gatorade anbietet. Meine Güte ist dieser Kram süß. Tatsächlich musste ich das mit ein wenig Wasser verdünnen. Ein wenig Wind machte es teilweise dann doch ein bisschen schwer, aber all in all waren es perfekte Bedingungen an diesem Tag. Vielen Dank an Petrus für die 25 Grad und Sonne ☀️

Nach einem weiteren perfekten Wechsel in die Laufschuhe war mein Credo: Lauf die 4:30 min so lange wie möglich. Die Gedanken kreisten die ganze Zeit einfach nur darum: „Wann kommt der Einbruch, das langsame Sterben“. Es musste 3 Runden um die Regatta-Anlage und durchs Stadion hindurch gelaufen werden und was soll ich sagen? Es lief, lief und lief …

Ich konnte die 4:30 min bis zum Schluss halten, viel mehr war aber nicht drin. Ich versuchte am Ende nochmal ne Schippe draufzulegen, das gelang nur teilweise. Und dann gings mit 3 Bändern der Lap-Control am Handgelenk ein letztes Mal ins Stadion. Pure Emotionen, ich sah meine Zeit von 4:48 auf dem Display und rastete einfach nur aus, hindurch durchs Zielbanner, Medaille um den Hals und zack die Tränen flossen… Ich bin äfach zu nah am Wasser gebaut!

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Was bleibt?

Eine neue persönliche Bestzeit über die Mitteldistanz und der pure Stolz über meine Leistung. Bin Hochzufrieden! Alles rausgeballert was ging, so, wie man mich kennt. Keine Gnade für die Wade!

Dazu ein wirklich geniales Wochenende mit vielen Lachern mit meinem Mitstreitern Jens und Thomas.

Nächster Halt: Challenge Roth 2023!

Andreas Roth

Andreas Roth

Ich bin der Andreas und komme aus der Außenstelle URoP in Kirrweiler. Bei den URoPs kümmere ich mich um die Webseite. #URoPidgCdW #KirrweilerWeltdorf

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