Im März 2020 bin ich vom Straßenlauf zum Traillauf gewechselt und zu steil ist geil, einem Teil der großen URoPs-Familie, gestoßen. Dort haben Daniel und ich uns kennengelernt. Wir merkten bald, dass die Chemie stimmt und unsere Interessen sehr gleich sind – gerne im Wald, gerne auf Singletrails, gerne lang und gerne steil. Bei einem unserer gemeinsamen Läufe erzählte mir Daniel von dem Transalpin-Run, 8 Tage, 280 Km, 17.000 HM – eine irre Veranstaltung und für uns beide unvorstellbar.
Doch im Rahmen dieser Großveranstaltung gibt es etwas, das uns anspricht, das uns reizt, das wir gemeinsam probieren möchten – den RUN2. Es ist sozusagen eine Einsteigertour – ein Reinschnuppern. In zwei Tagen sind 76 Km und 4100 HM zu bewältigen. Aber genauso wie bei der großen Tour ist eine Anmeldung nur als Team möglich. Dies bedeutet, man startet gemeinsam, man darf bei den Zwischenzeiten „nur“ 2 Minuten voneinander getrennt sein, man muss gemeinsam bzw. mit höchstens 2 Minuten Unterschied über die Ziellinie sonst ist man raus aus der Wertung. Die Veranstalter möchten mit dieser Teammaßnahme auch für eine gewisse Sicherheit sorgen. Denn es wird bei der Veranstaltung auch in alpines Gelände und dementsprechende Höhen gehen. Im Gebirge soll kein Läufer alleine unterwegs sein. Eine nachvollziehbare und sicherlich auch gute Entscheidung – für manche aber sicherlich auch eine Team-Prüfung.
Im Januar war es dann soweit – die Entscheidung für die Anmeldung ist gefallen. Unser Training war auf dieses Event ausgerichtet. Ein sanfter Einstieg ins Wettkampfgeschehen erfolgte Anfang März beim Petit Ballon im Elsass, gefolgt vom Weinstraßenmarathon (für Daniel das erste Mal über diese Distanz). Im Sommer waren Läufe in St. Anton, sowie beim Mozart100 im Programm, um dann im Juli beim ZUT den Basetrail XL über 50 Km mit 1700 HM als ersten Ultra zu proben.
Doch leider brachte eine Corona-Erkrankung Daniels Trainings- und Wettkampfplan ziemlich durcheinander. Den Lauf in St. Anton konnte er nicht absolvieren, das Training musste runtergefahren werden, den ZUT musste er vernunftmäßig von 50 Km auf die kürzere Strecke (25 Km) ummelden. Aber Daniel hatte trotzdem immer unser Event als Ziel im Blick und trainierte im Rahmen seiner gesundheitlichen Möglichkeiten weiter.
Bei mir hingegen lief die Saison gut; keine Erkrankungen und auch von Verletzungen blieb ich verschont. Ich merkte immer mehr, dass mir Anstiege aber auch die immer länger werdenden Einheiten leicht fielen.
Einen ersten Saisonhöhepunkt konnte ich beim ZUT Baisetrail XL über 50 Km erleben. Mit vielen Runners auf und an der Strecke schaffte ich meinen ersten Ultra und landete in meiner Altersklasse Senior Master Women ganz oben auf dem Stockerl.
Zwei sehr unterschiedliche Voraussetzungen für ein so großes Event wie den RUN2.
Dann war es soweit – das RUN2-Erlebnis kann beginnen.
Am Donnerstag, 01.09.2022 machten wir uns mit unseren weltbesten Supportern Andy und Frank auf den Weg nach Lermoss, wo wir in einem kleinen Hotel das lange Wochenende untergebracht waren.
Den Freitag verbrachten wir mit einer kleinen Wanderung, um uns etwas an die Höhe und die Luft zu gewöhnen. Nachmittags wurden die Startnummern abgeholt und schon ein bisschen die Wettkampfatmosphäre aufgesaugt. Den Abend ließen wir mit Carboloading ausklingen.
Samstagmorgen,. der Start wurde wetterbedingt um eine Stunde auf 7 Uhr vorverlegt. Alle Teams, TAR oder RUN2, müssen durch die Rucksackkontrolle, die Stimmung unter den Startern ist mega und wir starten gemeinsam mit „Highway to Hell“ die erste Etappe – von Garmisch-Partenkirchen nach Nassereith/43 Km/ 2180 HM.
Sanft geht es los, raus aus Garmisch den Bergen entgegen bis zum ersten Nadelöhr, dem Einstieg auf einen steilansteigenden Singletrail. Hier mussten wir erst einmal getrennt im Tross der Karavane hinauf, hielten aber immer Blickkontakt. Oben angekommen ging es dann wieder gemeinsam weiter. Mit Blick auf die Bergstation der Zugspitze durften wir uns eine Skipiste hochkämpfen, um dann auf der anderen Seite eine weitere Skipiste runter zu rennen – Aber das ist es ja, was wir wollen! Nach KM 25 treffen wir zum ersten Mal unsere beiden Supporter. Diese unglaubliche Freude Andy und Frank von weitem zu sehen, ist einfach ungemein schön. Ein kurzer Halt, ein bisschen verschnaufen, ein kleiner Lagebericht, ein bisschen essen, einen kleinen Schluck Cola, dann geht es weiter. Wir fühlen uns beide richtig gut, achten immer auf unser Tempo, ja nicht überpacen, da kommt ja noch was… Weiter geht es, der zweite Anstieg lässt nicht lange auf sich warten. Langsam geht es bis Km 38 und auf 1850 hoch und es wird für uns das erste Mal alpin. Auf einem schmalen Fels-Singletrail, links der Berg, rechts geht es steil abwärts, steht auf der gegenüberliegenden Seite ein Streckenposten und gibt Anweisung, wie man am besten durch das Nadelöhr kommt. Oben angekommen und nach einem kurzen Verschnaufen und Aussicht genießen, geht es genauso steil abwärts wie es aufwärts ging – getreu nach unserem Motto „geil steil“! Nach 7 Stunden und 55 Minuten, 43 KM und 2.180 HM laufen Daniel und ich gemeinsam in Nassereith über die Ziellinie. Wir sind unheimlich happy, vor allem auch über Daniels Leistung, da es für ihn seit seinem Weinstraßenmarathon die erste Langdistanz war!
Der erste Tag, die erste Etappe ist geschafft – jetzt gibt es unsere wohlverdiente Belohnung – ein Eis!!!
Abends gilt es die Kohlenhydratspeicher wieder zu füllen. Den Rucksack und die Laufsachen für den nächsten Tag zu packen um dann glücklich, zufrieden, aber doch mit etwas Anspannung schlafen zu gehen.
Sonntag, 8 Uhr: gut ausgeruht und gestärkt stehen wir mit den anderen Läufern bei der Gepäckkontrolle in Nassereith. Auch heute ist der Einstieg sanft. Zuerst geht es den Ort hinaus, dann über Wiesen und Feldwege bis zu unserem ersten knackigen Anstieg. Wir fühlen uns gut, die Beine sind erstaunlich locker und wir haben beste Laune.
Gemeinsam mit der Läuferkaravane erklimmen wir die Simmering Alm und die erste Verpflegungsstelle des Tages auf 1.770 HM. Nach kurzer Stärkung geht es weiter bergauf. Das Gelände wird karger und die Wege immer alpiner, die Aussicht dafür immer besser und wir nehmen uns die Zeit, auch immer wieder Bilder zu machen. Den ersten Gipfel mit seinem Gipfelkreuz haben wir erreicht. Nun geht es auf dem schmalen Bergkamm weiter. Unglaublich dieser Pfad, diese Aussicht. Nach ein paar Kletterpartien erreichen wir den höchsten Punkt unserer beiden Tage, der
Ostgipfel des Tschirgant mit 2.270 Metern – hier empfängt uns mit einer riesigen Kuhglocke Martin Hafenmair.
Oben auf dem felsigen Gipfel ragt das Gipfelkreuz und strahlende Läufer posieren vor den Handykameras. Daniel und ich sind überglücklich, den anstrengenden Anstieg haben wir geschafft und werden wieder mit einem grandiosen Ausblick belohnt. Nun vorsichtig den felsigen Abstieg hinunter, um auf „normalen“ Singletrails mit ein bisschen auf und ab weiter Richtung Imst zu laufen.
Die letzten Kilometer werden für Daniel zu einer Herausforderung. Die Covid-Erkrankung, das
hieraus resultierende minimierte Training machen sich bemerkbar. Aber Daniel ist ein Kämpfer! Frei nach dem Motto „erst wenn ich im Kopf aufgebe, hören die Beine auf zu laufen“ kämpft er sich Meter für Meter dem Ziel –unserem Ziel- entgegen.
Die Veranstalter ließen es sich nicht nehmen, auf den letzten 800 Metern nochmals einen, wenn auch kleinen, fiesen Anstieg einzubauen. Aber dann ging es Hand in Hand unter freudigem Anfeuern unserer weltbesten Supporter Richtung Ziellinie.
Wir haben es geschafft, gemeinsam –ein Team – zwei Tage – 76 Km – 4100 Hm –wir sind unendlich glücklich und stolz!
Die Herausforderung dieses Events sind nicht nur die beiden Tage, die Strecken, die Höhenmeter, das Gelände, die alpinen Abschnitte, die Herausforderung ist auch das Team, der/die Teampartner(in).
Sich aufeinander einlassen, Rücksicht nehmen, sich zurücknehmen, aber auch für seinen Partner/seine Partnerin an die eigenen Grenzen zu gehen – dieser Lauf ist einfach mehr als nur eine sportliche Veranstaltung – für uns eine unglaubliche Erfahrung.
Dieses Event wäre für uns aber nicht so umsetzbar gewesen, hätten wir nicht unsere beiden Supporter Andy und Frank an unserer Seite gehabt. Kein Aufstehen, kein Weg, kein Schleppen von Taschen war ihnen zu viel – DANKE euch beiden!
Danke sagen Daniel und ich auch unserer Trainerin Eva, die uns nicht nur unsere Trainingspläne schreibt, sondern und vor allem auch mental unglaublich unterstützt #evarückenwind#bestetrainerin
Danke sage ich persönlich auch meinem Mann und meinen Kindern, die mir dieses Event ermöglichen und mich immer in meinem Training und bei meinen Läufen unterstützen!
Danke sagen Daniel und ich EUCH für eure Unterstützung, für euer Mitfiebern, euer Anfeuern von zu Hause – das gibt so unendlich viel Kraft!
Nachdem wir alle Eindrücke und Gefühle verarbeitet haben – steht unser Plan – we want to do it again! #RUN2 2023
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