Schon am Freitag machten meine Freundin und ich uns auf in Richtung Prag. 4 ½ Stunden Autofahrt später waren wir da. Fahrplan für den Tag: Schneller Check-in im Hotel und dann auch schon auf zur Marathon-Messe, um die Startunterlagen abzuholen.
Die Messe war nicht all zu weit von unserem Hotel entfernt, sodass wir mit Unterstützung von GoogleMaps schnell zu Fuß dorthin fanden. Startnummer 808 und als kleines Andenken eine Laufjacke mit dem offiziellen Slogan zum Marathon: “All Runners Are Beautiful” war die Ausbeute.
Samstags machten wir uns den ganzen Tag dann auf, die Stadt zu erkunden. Altstadt, Karlsbrücke, Prager Burg, Petrin Aussichtsturm und und und. Prag im Schnelldurchlauf. Eine wirklich schöne Stadt, die es dann am nächsten Tag galt zu durchlaufen ;-)
Sonntagfrüh um 6 Uhr raus aus dem Bett. Rein in die Laufklamotten und ab zum Frühstück. Der Frühstücksraum war zu dieser frühen Stunde schon gut gefüllt. Ausschließlich Marathonis, denen man die Nervösität im Gesicht ansehen konnte. Mir war auch flau im Magen. Marathon ist halt immer eine besondere Herausforderung. Ganz egal, ob man mit 5:30h, 3:30h oder 2:30h ins Ziel kommt, man geht in jedem Fall an seine Grenzen und teilweise darüber hinaus!
Amelie war beinahe genauso aufgeregt wie ich. Grund dafür war ihr Masterplan und die Fragestellung, ob dieser auch in der Praxis hält, was er verspricht. Der Masterplan, ein Streckenplan, mit allen U-Bahn-Verbindungen und Durchgangszeiten von mir.
An insgesamt fünf Punkte auf der Strecke sollten wir uns damnach optimalerweise sehen.
- KM 5,5
- 10,8
- 19
- 32,5
- 41
Und was soll man sagen, es hat wunderbar geklappt. Beste Unterstützung aller Zeiten!
Mit der U-Bahn gings rüber zum Altstädter Ring und zu Start und Ziel. Mit “nur” etwas mehr als 10.000 Startern ist der Prag-Marathon schön überschaubar und somit weniger stressig als ich das von Berlin her kannte.
Daher war noch etwas Zeit bis es los ging für das obligatorische Pre-Marathon-Foto und ungefähr 4-5 Toilettengänge. Dann war es Zeit, sich zu verabschieden und in die Startaufstellung zu gehen. Startblock D mit einer geplanten Endzeit von 3:30h bis 3:45h.
Pünktlich um 9 Uhr ging es auf die Strecke.
Mein Ziel an diesem Tag: Besiege den “Mann mit dem Hammer” bei KM 34 und versuche eine Pace von 4:45 bis 5:00 Minuten zu halten, um definitiv unter 3:30 zu bleiben und greife eventuell deine persönliche Bestzeit von 3:27 an!
Die ersten 3 KM führten durch die Altstadt, über die Karlsbrücke mit Blick auf die Prager Burg, ein Traum. Danach ging es an der Moldau entlang hinaus auf die etwa 10 KM lange Runde, die ab KM 32 ein weiteres Mal durchlaufen werden musste.
Bei KM 5,5 war Amelie dann das erste Mal auf der Strecke, bei KM 10,8 ein weiteres Mal. An diesen Punkten fiel mir das Lächeln noch leicht ;-)
Raus aus der Runde, ein weiteres Mal durch die Altstadt und über Start und Ziel hinweg gen Süden. Bei KM 17 ein kleiner Schlenker durch die Neu-Stadt von Prag. Ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass es noch ein hartes Stück Arbeit werden sollte an diesem Tag. Warum? Naja, ab diesem Punkt war die rechte Wade nicht mehr ganz so fit. Ich hätte vielleicht doch nicht eine Woche zuvor, den Heidelberg Halbmarathon laufen sollen ;-)
Bei KM 19 war mein Schatz wieder zur Stelle. Kurzer Lagebericht: “Ab jetzt wird’s hart”. Kurze aufmunternte Worte ihrerseits und hinein in die zweite Hälfte. Definitiv die schwierigere Hälfte. Weil, weniger Publikum an der Strecke, weniger schöne Umgebung und zusätzlich: Kopfkino, ob die Wade bis zum Ende durchhält oder nicht. KM für KM ging es dahin, und ich konnte meine Pace ganz gut durchhalten:
Nochmals über die Moldau auf die andere Seite, hinunter und hoch und dann war der große Moment da:
“Mann mit dem Hammer” vs. Andreas bei KM 32.
Unterstützt durch den Gedanken, dass bei KM 32,5, wieder Amelie auf mich wartet. Und was soll ich sagen?
Im Gegensatz zu Berlin 2015 habe ich dieses Mal mit durchsetzen können. Zwar war ich mit meinem Kräften schon nahezu am Ende, aber dieses Mal lief ich das Ding zu Ende. Ich stellte mir nur kurz einmal die Frage: “Warum machst du diesen Kram eigentlich”, aber es lief: Kein Einbruch, kein Gehen, keine Wadenkrämpfe …
Das zeigt auch ganz schön die Rennanalyse:
Fazit: Die Angst vor KM 32 besiegt. Nach dem Marathon, ist vor dem Marathon. Ich werde auf jeden Fall am Ball bleiben und das Ziel DREIFÜNFZEHN weiter verfolgen.