DIE RHEINPFALZ – Ein Läufer-Duo aus der Pfalz läuft 140 Mal die Treppen zum Betzenberg hoch und runter

13. November 2020von Andreas Roth0

Lokalsport

140 Mal den Betzenberg rauf und runter
Sportler im Blick: Stefan Windhaber und Jörn Patrick Szepat laufen in zehn Stunden einen Treppenmarathon
Von Jochen Willner

LUDWIGSHAFEN. Stefan Windhaber und Jörn Patrick Szepat sind nicht nur Freunde, sie teilen auch die Leidenschaft für das gemeinsame Laufen. Und das bringt sie auf so manche verrückte Idee. So absolvierte das Duo einen Treppen-Marathon am Betzenberg auf den Stufen zum Fritz-Walter-Stadion. Dabei ging es nicht um Bestzeiten. Und das hat einen besonderen Grund.

Die Liebe zum Laufen ist groß. Stefan Windhaber und Jörn Patrick Szepat sind fast wie Brüder. Wenn es ihre Zeit und die familiären Pflichten zulassen, dann sind sie unterwegs. Fast jedes Wochenende werden oft schon um 7 Uhr und mit der Stirnlampe die ersten Kilometer absolviert. Und wenn sie nach fast zwei Stunden auf dem Heimweg sind, bringen sie meist eine Tüte frische Brötchen für das Frühstück mit ihren Familien mit.

Windhaber (47), der aus Ruchheim stammt und als Ingenieur arbeitet, kennt die Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Sport und Familie. Deswegen nahm der frühere Radsportler, der für RC Friesenheim, RV Dudenhofen und GFR Ludwigshafen fuhr, auch keinen neuen Anlauf, einen Ironman zu absolvieren. 2004 finishte er in Roth in 11:30 Stunden. Das erste und letzte Mal. Vor zwei Jahren traf er Szepat, den er mit seiner Laufleidenschaft begeisterte. Seitdem sind sie beim Laufen fast unzertrennlich. Der Kaiserslauterer, der beruflich als Industriekletterer tätig ist, war ohnehin sportlich ambitioniert. „Ich bin Fahrrad gefahren und ins Fitness-Studio gegangen. Laufen war uninteressant, bis ich Stefan traf“, sagt Szepat (40). „Es hat mir keinen Spaß gemacht und ich hatte ständig Schmerzen. Ich war oft auch viel zu schnell“, erinnert sich der Familienvater.

Das hat sich mit der Freundschaft zu Windhaber geändert, der zu den Gründungsvätern der United Runners of Pfalz gehört. Deren Laufgruppe richtete in Zeiten der Pandemie zwei Läufe aus: Den 25-Stunden-Lauf und den Tatzen-Marathon. Den 25-Stunden-Lauf nahm das Duo wörtlich und war tatsächlich die ganze Zeit auf den Beinen. 162,5 Kilometer schaffte Windhaber, Szepat 131,77 Kilometer. Beim Tatzen-Marathon ging es nicht nur über die 42,195 Kilometer, es wurde auch eine Sonderwertung für die meisten Höhenmeter ausgeschrieben. Windhaber hatte einen Plan: Warum nicht den Marathon auf den Treppen am Betzenberg zum Fritz-Walter-Stadion hoch und wieder runter laufen? 150 Meter hoch, 150 Meter runter, und das ausschließlich auf den Stufen. „Ich hatte mir das auf dem Heimweg von der Arbeit angesehen und bin direkt zwei Kilometer gelaufen. Die Idee war geboren“, erzählt Windhaber. Szepat war dabei.

Sprüche von Fußballfans Samstagmorgens um 6.30 Uhr ging es gemeinsam los. Totenstille am Betzenberg, es war weit und breit niemand zu sehen. Das sollte sich im Lauf des Tages ändern. Ihre Trinkflaschen und die Nahrung wie Gels und Riegel hatten sie am unteren Ende auf dem Parkplatz deponiert. Dann ging es Stufe um Stufe nach oben, es wurde gewendet und ging wieder Stufe für Stufe nach unten. Nach 30 Minuten gab es die erste Trinkpause, nach einer Stunde die erste flüssige Nahrung. Es ging immer rauf und runter. Für viele kaum vorstellbar, aber der Wille der beiden in Hochspeyer lebenden Läufer war ungebrochen. Sie wussten jedoch nicht, dass an diesem Nachmittag das Fußball-Drittligaspiel zwischen dem FCK und dem SV Waldhof stattfand. 6000 Besucher waren noch zugelassen. Und so wunderten sich im Laufe des späten Vormittags immer mehr Zuschauer über die Aktion der Läufer. „Was macht ihr hier? Ihr seid doch verrückt?“, bekamen sie zu hören. Aber diese Sprüche brachten sie nicht aus dem Rhythmus. „Die Begegnungen mit den Zuschauern haben uns ein Stück weit motiviert und geholfen“, erklärt Windhaber.

Am Nachmittag bekamen die beiden Besuch und Unterstützung von ihren Familien. Dann gab es mal ein Mohrenkopf-Brötchen oder ein paar Esslöffel Hühnchen mit Reis zur Stärkung. Das Duo kam an seine Grenzen, aber es hatte nicht das Gefühl, aufgeben zu müssen. „Irgendwann ist es eine Frage des Kopfes“, versichert Windhaber. „Nach acht Stunden tat alles weh, wenn man aber jemanden an der Seite hat, dann beißt man sich durch“, betont Szepat. Nach 9:52:03 Stunden hatten sie nicht nur 42,2 Kilometer, sondern auch 4483 Höhenmetern auf den Treppen des Betzenbergs bewältigt. Dazu 4498 Kalorien verbraucht. Glücklich, aber auch erschöpft lagen sie sich in den Armen. 140 Mal hoch und 140 Mal runter ging es in den fast zehn Stunden. Und das bei einem Kilometerschnitt von 14:02 Minuten. Bestzeiten sind den beiden aber nicht wichtig, denn vor zwei Jahren wurde bei Windhaber ein Herzfehler diagnostiziert, der zum plötzlichen Herztod führen könnte. „Da wurde mir von harten Wettkämpfen abgeraten“, sagt der Familienvater. Stattdessen setzt der Pfälzer auf ein moderates Tempo und auf längere Läufe. „So macht Laufen noch mehr Spaß. Die Jagd nach Bestzeiten bedeutet auch Stress“, ergänzt Szepat.

Quelle:
Ausgabe: Die Rheinpfalz Ludwigshafener Rundschau – Nr. 258
Datum: Donnerstag, den 5. November 2020
Seite 24

Die Zweitverwertung des Artikels wurde beantragt und von DIE RHEINPFALZ am 10.11.2020 genehmigt.

Andreas Roth

Andreas Roth

Ich bin der Andreas und komme aus der Außenstelle URoP in Kirrweiler. Bei den URoPs kümmere ich mich um die Webseite. #URoPidgCdW #KirrweilerWeltdorf

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